Was ist, wenn niemand Arbeit für mich hat?
Da sind wir wieder beim ersten Punkt. Man muss genau das anbieten, wofür andere bereit sind, zu bezahlen. Da kann man leider nichts schön reden – darauf ist man angewiesen. Was ich gemacht habe, wenn ich gerade keine Jobs hatte: ich habe mich fortgebildet und zum Beispiel fotografieren gelernt. Ich habe Augen und Ohren offen gehalten, dafür gesorgt, dass potentielle Auftraggeber auf mich aufmerksam werden und mein Leben und Arbeiten den Umständen angepasst. Ich bin flexibel geblieben, habe an verschiedenen Standbeinen gearbeitet und teilweise natürlich auch viele, viele Jobs und Projekte übernommen, die mir beim besten Willen keinen Spaß gemacht haben. Wenn allerdings über Monate hinweg keiner Aufträge für einen hat, muss man sich leider überlegen, ob die Selbstständigkeit wirklich das Richtige für einen ist. Ein Patent-Rezept, wie man an Aufträge kommt, habe ich leider auch nicht. Es heißt ja nicht umsonst, man ist selbstständig – so sollte man auch selbstständig Ideen haben, wie man an Jobs kommt. Wenn ich euch jetzt erzähle, wie ich an meine Auftraggeber kam, kopiert ihr lediglich meinen Weg und steht nicht auf sicheren Beinen. Wer sein eigener Boss sein möchte, MUSS seinen eigenen Weg finden. Anders geht es nicht.
Die größten Plagen: Unsicherheit und Zukunftsangst
Das ist ein Punkt, an dem ich passen muss. Wenn jemand ein Patentrezept gegen Zukunftsangst hat – bitte her damit! Ich habe mir angewöhnt, nicht allzu weit voraus zu denken und fahre ganz gut damit. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich darauf vertraue, dass mir die Aufträge nicht ausgehen, da ich
drei verschiedene Standbeine habe. Noch vor zwei Jahren sah mein Leben ganz anders aus und ich hatte völlig andere Kunden. Wer weiß also, wie es widerum in zwei Jahren aussieht? Darüber mache ich mir also dann Gedanken, wenn es soweit ist. Anderenfalls würde ich durchdrehen, weil in meinem Job nur eines sicher ist: nämlich dass gar nichts sicher ist.
Und sonst so? Ein paar Worte zu Motivationslosigkeit und Überforderung
Manchmal plagen einen Motivationslosigkeit und/oder Überforderung – das ist völlig normal und gerade die Überforderung ist leider mein täglich Brot. Ich jongliere oft mit vielen Jobs gleichzeitig und habe einen sehr hohen Anspruch an mich selbst.
Die Dinge aus dem Kopf auf ein Blatt Papier zu verbannen, hilft sehr! Wir können alle nicht zaubern und einen Punkt nach dem anderen abzuarbeiten ohne an den nächsten Punkt zu denken, schafft etwas Ordnung im Kopf. Gegen Motivationslosigkeit habe ich noch kein gutes Mittel außer sich-selbst-zwingen gefunden. Das allerbeste Mittel ist allerdings, sich genau die Jobs zu suchen, auf die man richtig Bock hat.
Nicht-Selbstständige halten dich für überbezahlt und sagen dir das auch bei jeder Gelegenheit
Das ist ein Punkt, bei dem ich ein Weilchen nachgedacht habe, ob ich tatsächlich öffentlich darüber schreiben soll. Aber ehrlich gesagt ärgere ich mich über diese Situation öfter mal, also ist es in meinen Augen ein Nachteil. Ja, mein Stundensatz oder mein Honorar klingen im ersten Moment vielleicht ein bisschen hoch. Als mich eine Bekannte ein Mal fragte, wie viel ich für eine Hochzeitsreportage verlange, hat sie mich nach meiner Antwort mit riesigen Augen angeschaut und ein bisschen abfällig kommentiert, dass ich also an einem Tag ihr Monatsgehalt verdiene. Da musste ich erst Mal lachen. Man kann das Geld, das ich selbstständig verdiene auf keinen Fall mit dem Geld vergleichen, das jemand in einer Festanstellung verdient. Ihr erinnert euch? Wenn ich krank bin, verdiene ich gar nichts. Wenn ich Urlaub mache, verdiene ich auch nichts. Wenn ich mal über längeren Zeitraum hinweg keine Jobs habe, auch nichts. Meine Ausgaben muss ich natürlich trotzdem bezahlen. Eine kleine (sicher nicht vollständige) Aufstellung gefällig, was von meinem Honorar alles bezahlt wird? Die privaten Ausgaben, die jeder in einer Festanstellung auch hat, lasse ich bewusst außen vor, aber zuerst ein Mal gehen 19% Umsatzsteuer direkt an das Finanzamt. Dann werden vom Rest die Krankenversicherung, die private Altersvorsorge und außerdem noch die Einkommen- und Gewerbesteuer bezahlt. Das unterscheidet sich bisher von einer Festanstellung nur insofern, dass man die Krankenversicherung und Co auch dann selbst zahlen muss, wenn man mal einen Monat lang keinen einzigen Cent verdient hat. Diverse Versicherungen benötigt man: eine betriebliche Haftpflicht macht zum Beispiel Sinn. Sein Equipment zu versichern, macht ebenfalls Sinn. Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt: alles, was ich zum Arbeiten benötige, muss ich selbst anschaffen. Ich habe einen Computer, ein Laptop, diverse Grafik- und Bildbearbeitungsprogramme (jeweils die neuesten Versionen. Und nein, keine Studentenversionen und auch keine illegal irgendwo herunter geladene Versionen), zwei Kameras, ein paar Objektive, verschiedene Blitze, Tageslichtlampen und noch ein bisschen mehr Zubehör. Das ist nur die Aufstellung davon, was ich für unentbehrlich für meinen Job halte. Alles, was ich zum Arbeiten brauche, hat mich einen fünfstelligen Betrag gekostet und sobald man alles angeschafft hat, fängt man von vorne an, weil die Technik veraltet ist. Klar! Ich bin ehrlich, ich verdiene heute mehr als in meiner Festanstellung. Aber ich arbeite auch sehr viel mehr, trage die Verantwortung komplett selbst und habe keinerlei Sicherheiten. Wer mir das nicht gönnen mag, ist herzlich dazu eingeladen, mich nicht zu beneiden oder zu denken, ich hätte einfach viel Glück, sondern es selbst ganz genauso zu machen!
Ein paar Worte zum Schluss:
Solltet ihr etwas Neues machen wollen – dann macht! Denkt nicht zuerst Ewigkeiten darüber nach und wartet auf den Tag, an dem alle Umstände perfekt sind. Der Tag wird nämlich nicht kommen. Legt einfach los! Ihr möchtet einen Blog starten? Los geht's! Ihr möchtet eine Reise machen? Bestellt euch einen Reiseführer, fangt an zu planen und zu sparen. Ihr möchtet euch selbstständig machen? Nichts leichter als das. Auf ins Rathaus, ein Gewerbe oder Nebengewerbe sind schnell angemeldet. In dem Fall ist der Weg das Ziel. Nichts von all dem ist dann in Stein gemeißelt, ihr könnt euch unterwegs immer noch umentscheiden. Bei mir ist heute auch nichts mehr so, wie es damals 2009 war, als ich den Schritt gewagt habe. Traut euch! Es kann viel schief gehen, aber es kann auch wunderbar werden. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert!
Eine Bitte noch: ich bekomme ganz viele Mails zu dem Thema, möchte eure Fragen aber lieber hier für alle beantworten. Wenn ihr Fragen habt, schreibt mir einen Kommentar – ich versuche alle, so gut es geht, zu beantworten.
Habt es schön!
Nadine